Um Hilfe bitten und sie auch bekommen

Ich hatte ja schon mal erwähnt, dass ich glücklicherweise ein ganz tolles Team um mich herum habe. Bestehend aus meiner Psychotherapeutin, meine ambulante Betreuerin und meinem Psychiater. Alle drei sind sehr engagiert und helfen mir wo es auch geht. Ich möchte Euch erzählen, wie ich nach Hilfe gefragt habe und sie vor allem bekommen habe.

 

In den letzten Tagen ging es mir so schlecht, dass ich Nachts um 3 Uhr meine Therapeutin angeschrieben habe und um Hilfe gebeten habe. Meine Therapeutin und meine Betreuerin wissen beide, dass es mir grottig gehen muss, wenn ich um Hilfe bitte, denn das fällt mir nach all den Jahren immer noch sehr, sehr schwer. Meine Therapeutin schrieb mir gleich nachdem sie aufgestanden war um 6 Uhr morgens zurück. Mit meiner Betreuerin habe ich sogar eine Sondervereinbarung, dass ich einfach ein "." oder "!" per SMS an sie schicken kann, wenn mir keine Worte einfallen.

 

Als Betroffene, der es sehr schwer fällt Vertrauen aufzubauen und die immer Angst hat, jemandem zur Last zu fallen, ist es so wichtig, ein beständiges und funktionierendes Team zu haben. Ich kann mich auf sie verlassen und das ist ein riesen Schritt für mich!

 

Meine Therapeutin bot mir also per SMS an, dass wir unseren Termin von Freitag auf heute (Mittwoch) vorziehen können. Wie immer war sie unglaublich verständnisvoll, engagiert und tat ihr Bestes, mir mit meinem Leiden zu helfen und Wege zu finden wie ich mir selber zu Hause Linderung verschaffen kann. 

Von sich aus kam sie auch auf den Fonds für Sexuellen Missbrauch zu sprechen. Sie hatte schon mit dem Vertreter des Weißen Rings hier in meiner Stadt telefoniert, der auch bei Antrag-stellungen hilft und berät. Nun besteht die Möglichkeit, dass der Mann vom Weißen Ring zu uns in die Therapie kommt und mir beim Ausfüllen des Antrages hilft. Schon seit bald einem Jahr befinde ich mich ja in Therapiepause und muss noch ein weiteres Jahr warten, bis es weiter geht, da meine Krankenkasse die Therapie nicht mehr zahlt. Somit kann ich nur zweimal im Monat für 25 Minuten zu meiner Therapeutin. Das ist natürlich viel zu wenig! Durch den Fonds könnte ich also nicht nur Geld für Alec's Ausbildung bekommen, sondern eben auch die dringend benötigte intensive (Trauma-)Therapie.

Zusätzlich hatte meine Therapeutin von sich aus Kontakt zu einer Ergotherapeutin in Hamburg aufgenommen, die sich auf den Umgang mit Menschen mit einer schweren Dissoziativen Störung spezialisiert hat. Beim nächsten Termin bei meinem Psychiater werde ich also mal fragen, ob er mir Ergotherapie verschreiben könnte. Das würde mir sicherlich auch sehr helfen. 

 

Dieses Verhalten von meiner Therapeutin war wirklich einsame Spitze! Es ist nicht selbstverständlich, dass Therapeuten sich so ins Zeug legen: immer neue Therapien finden und sie ständig an die Patientin anpassen und von sich aus andere Möglichkeiten suchen. Sowas hilft mir, mein Vertrauen immer wieder ein kleines Stückchen mehr aufzubauen. Und beim nächsten Notfall fällt es mir vielleicht wieder etwas leichter um Hilfe zu bitten und sie anzunehmen!

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